Schon in vorchristlicher Zeit waren Asbestfasern bekannt. Die Römer staunten über Tischtücher, die im Feuer gereinigt werden konnten, und bei der Verbrennung toter Könige dienten Leichentücher aus Asbest dazu, die Asche der Körper vom Brennmaterial des Feuers zu trennen. Allerdings geriet das Wissen in Vergessenheit. Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde das Material zur Wärmedämmung und als Brandschutz wiederentdeckt. Eine scheinbar perfekte Lösung, 150 Jahre lang.
- Yvonne Willicks (Autor)
Asbestose schon lange bekannt
Das Problem ist nicht das Material selbst, sondern der unsachgemäße Umgang damit. Entstehen Fasern bestimmter Länge und Dicke, können diese eingeatmet werden. Sie lösen Asbestose aus, eine Lungenkrankheit, die seit etwa 1900 bekannt ist. 1943 wurde Lungenkrebs als Berufskrankheit anerkannt, wenn der Krebs durch Asbestbelastung ausgelöst wurde. Seit 1970 gilt die Asbestfaser offiziell als krebserregend. Ein Verbot ließ in Deutschland lange auf sich warten, zudem gab es lange Übergangsfristen. Und in Entwicklungsländer wird Asbest weiter eingesetzt, weil die asbestfreien Ersatzstoffe wesentlich teurer sind.
Asbest ist in vielen Häusern noch vorhanden
Häuser, die vor Anfang der 1990er Jahre gebaut wurden, können bis heute asbesthaltige Bauteile enthalten. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin schätzte noch im Jahr 2016 den Anteil der betroffenen Bestandsbauten aus den 1960er bis 1980er Jahren auf 80 %. Fest gebundener Asbest findet sich zum Beispiel in der Wärmedämmung von Fassaden oder in Dacheindeckungen. Solange die Asbestplatten unbeschädigt sind, droht keine Gefahr – theoretisch. Aber Verwitterung oder mechanische Beschädigungen können dazu führen, dass Asbest im Hausstaub vorhanden ist. Noch größer ist das das Risiko bei schwach gebundenem Asbest. Den gibt es zum Beispiel in Fugenabdichtungen, Isolierungen und Klebern. Kritische Bereiche sind etwa Hitzeschutz und Verkleidungen hinter Öfen und Heizungen, Dichtungsschnüre an Kaminen, Nachtspeicheröfen und andere Elektrogeräte mit Baujahr vor 1983, aber auch verklebte Fliesen.
Nur eine Messung schafft Klarheit
Du hast den Verdacht, auch in deinem Haus oder in deiner Wohnung gelangen Asbestfasern in die Atemluft? Mit dieser Ungewissheit solltest du nicht einfach leben. Leider sieht man es einem Material zumindest als Laie nicht an, ob es asbesthaltig ist und ob die Fasern noch sicher gebunden sind. Man kann aber Asbest in der Raumluft messen. Entweder bewahrheiten sich deine Befürchtungen und die Asbestmessung ergibt Asbest im Raum – dann musst du handeln. Oder es war falscher Alarm. Auch diese Beruhigung sollte dir das Geld für einen Asbest Test zuhause wert sein. Apropos Geld: Bevor du einen Fachmann beauftragst, kannst du die Asbest-Raumluftmessung mit einem Selbsttest vornehmen. Die Kosten hierfür liegen meist im zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Bereich inklusive Laboruntersuchung. Ist das Ergebnis positiv, musst du auf jeden Fall einen Profi hinzuziehen, der die Quelle der Asbestfasern bestimmt und der mit dir das weitere Vorgehen bezüglich einer Sanierung bespricht.
Staubprobe statt Materialprobe
Das Test-Set besteht in der Regel nur aus einem Röhrchen mit Erfassungsbogen und Verpackungsmaterial für das Einschicken an ein spezialisiertes Labor. Die Kosten entstehen nicht für dieses Set, sondern für die Untersuchung der Probe per Elektronenmikroskop oder Röntgenanalyse. Den Prüfbericht kann man bei den meisten Anbietern online herunterladen oder per E-Mail erhalten, auf Wunsch ist ein Postversand möglich. Alternativ zur Staubprobe gibt es auch Tests, bei denen direkt das in Verdacht stehende Material betrachtet wird. Der Materialtest ist zwar genauer, aber für den Laien viel zu gefährlich. Du müsstest ein Stück des zu untersuchenden Materials herausschneiden, sägen oder fräsen. Hier besteht das große Risiko, dass gerade dabei Fasern in der krebsauslösenden Größe entstehen und du sie bei der Entnahme der Probe einatmest. Ist die Staubprobe positiv, ist die Untersuchung der Materialien Aufgabe des Fachmanns, der über entsprechende Kenntnisse und eine Schutzausrüstung verfügt.
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