Wie informieren Eltern den Nachwuchs über eine Trennung?

Stell dir folgende Situation vor: deine zwölfjährige Tochter geht fröhlich zum Briefkasten und kommt mit der Post zurück ins Haus. In ihren Händen hält sie einen Brief von einem Scheidungsanwalt in Leipzig. Ihr Blick sucht verwirrt Mama und Papa, während das Lächeln auf ihrem Gesicht langsam in sich zusammenfällt.

Du findest, das ist nicht der richtige Weg, um Kinder über eine Scheidung der Eltern zu informieren? Dann schau dir diese Tipps an, mit denen du es besser machen kannst:

1. Gute Planung: Warum Kinder nicht unvorbereitet von der Scheidung erfahren sollten

Obgleich die Scheidungsrate in Deutschland seit den frühen 2000ern leicht gesunken ist, lag sie im Jahr 2021 bei 39,9 Prozent. Dementsprechend ist es wahrscheinlich, dass sich im Freundeskreis deines Nachwuchses bereits Kinder mit geschiedenen Eltern befinden. Vielleicht haben diese im Vorfeld nicht über die Trennung gesprochen und den Rest der Familie vor vollendete Tatsachen gestellt. Daran solltest du dir jedoch kein Beispiel nehmen.

Die Kinder über die Trennung zu informieren, gehört zu den wichtigen Hilfestellungen, damit sie die veränderte Lebenssituation begreifen und verarbeiten können. Ohne ein klärendes Gespräch mit beiden Eltern kann es passieren, dass der Nachwuchs:

  • die Schuld für die Scheidung bei sich sucht
  • die Situation nicht versteht
  • sich von den Eltern abwendet
  • aufgrund der unerwarteten Veränderung psychische Probleme bekommt

Um dieses Risiko zu minimieren, ergibt es Sinn, die Unterhaltung mit den Kindern zu planen – nach Möglichkeit, zusammen mit dem baldigen Ex-Partner. Zusammen überlegt ihr, wie und wann ihr die Familie über eure Entscheidung informiert. Ebenfalls ist zu klären, wie ihr auf schwierige Fragen antwortet.

2. Kindgerechte Erklärungen: Warum gegenseitige Schuldzuweisungen dem Nachwuchs schaden

Sprecht mit euren Kindern über die bevorstehende Trennung, rechnet mit Nachfragen. Verständlicherweise wollen sie wissen, warum Mama und Papa getrennte Wege gehen. Antwortet darauf ehrlich, erspart eurem Nachwuchs jedoch Schuldzuweisungen. Diese und der damit verbundene Streit können sich negativ auf sein familiäres Sicherheitsempfinden auswirken.

Betont bei der Unterhaltung, dass sich an der Liebe zu euren Kindern nichts ändert. Indem ihr das Unveränderbare hervorhebt, vermittelt ihr Beständigkeit. Ebenso solltet ihr den Nachwuchs wissen lassen, dass keine seiner Verhaltensweisen zur Trennungsabsicht der Eltern führten. Formuliert die Trennungsgründe daher sachlich und kindgerecht.

Aus einem Satz wie „Ich ertrage das Chaos im Haus nicht mehr“, hört ein Kind vielleicht Folgendes heraus: „Du bist unordentlich und darum gehe ich.“ Versucht, die Situation aus dem Blickwinkel des Nachwuchses zu betrachten. Dabei wird euch klar, dass Sätze wie „Wir haben uns gestritten“ auch keine gute Herangehensweise sind. Kinder nehmen Streit untereinander anders wahr als Erwachsene. Denkt beispielsweise an Chaos und Streit im Kinderzimmer, dem nach wenigen Minuten die Versöhnung folgt.

Eine kindgerechte Erklärung für eine Trennung könnte stattdessen lauten: „Mama und Papa können nicht mehr zusammenleben, aber wir beide haben dich lieb.“

3. Gefühle zeigen: Warum es für Kinder und Eltern in Ordnung ist, traurig zu sein

Verändert sich die Lebenssituation, ist das für Kinder schwer zu verkraften. Sie müssen mit Gefühlen wie Verlustangst, Schock und Wut umgehen. Um diese zu bewältigen, kommt es vor, dass der Nachwuchs sich für eine Weile aus dem Familienleben zurückzieht. Gebt ihm Zeit, die neue Situation zu verarbeiten. Dennoch sollten beide Elternteile ihm stets vermitteln, dass sie als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Abhängig vom Alter der Kinder kann es ebenfalls sinnvoll sein, die Gefühle gemeinsam mit ihnen aufzuarbeiten. Dabei können dir altersgerechte Kinderbücher zum Thema „Trennung“ weiterhelfen. Schaut euch sich diese gemeinsam an und versuche, die auftretenden Fragen deines Nachwuchses wahrheitsgemäß zu beantworten.

Verzichte darauf, ihm falsche Hoffnungen zu machen. Weißt du bereits, dass ein gemeinsames Leben mit deinem Partner für dich nicht mehr infrage kommt, halte nicht am Bild der „heilen Familie“ fest. Verspürst du selbst Traurigkeit oder Wut, darfst du diese vor den Kindern zeigen. Achte jedoch darauf, das Verhältnis zwischen ihnen und dem anderen Elternteil nicht zu gefährden.

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