Die richtige Schlafhygiene für Kleinkinder

„Schlaf, Kindlein, schlaf“ … wenn es denn so einfach wäre. Abend- und Schlaflieder in deutscher Sprache sind seit vielen hundert Jahren bekannt. Die meisten heute noch gebräuchlichen Melodien und Texte stammen aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Die Idee eines Gute-Nacht-Liedes könnte aber auch moderner Schlafforschung entstammen. Denn als abendliches Ritual hat das Singen Potenzial, ein Teil guter Schlafhygiene beim Kleinkind werden.

Schlafstörungen sind weit verbreitet und gefährlich

Experten gehen davon aus, dass rund vierzig Prozent der Kinder zumindest temporär an Schlafstörungen leiden. Dazu gehört nicht nur das verzögerte Einschlafen, sondern auch unruhiger, unterbrochener Schlaf während der Nacht und zu frühes Aufwachen. Bis zu einem gewissen Grad ist das normal – jedes Kind hat mal einen „aufgekratzten“ Tag und kommt danach schwer zur Ruhe, oder eine sich anbahnende Erkrankung zeigt ihre Vorboten.

Ein über längere Zeit gestörter Schlaf kann aber gravierende negative Folgen für Babys und Kleinkinder haben. Wachstums- und Geschlechtshormone werden im Schlaf gebildet. Zu wenig Schlaf kann also die Entwicklung verzögern. Unser Gehirn verarbeitet die Erlebnisse des vorangegangenen Tages über Nacht – und das braucht seine Zeit. Nach einer zu kurzen Nacht sind wir schlecht gelaunt und unaufmerksam. Viele Mediziner bringen Schlafmangel im Säuglings- und Kleinkindalter mit weiteren Krankheiten des erwachsenen Menschen in Verbindung: Defizite des Immunsystems, ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten durch Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht, allergischer Schnupfen, Depressionen und Angstzustände, sogar Krebs werden hier genannt. Eine gute Schlafhygiene, also bestimmte Verhaltensweisen und äußere Umstände, die sich positiv auf das Schlafen auswirken, kann schon im Kleinkindalter dazu beitragen, einen guten Schlaf zu fördern.

Jedes Kind ist anders

Der Tag-Nacht-Rhythmus muss sich nach der Geburt erst noch entwickeln. Dass ein Baby nicht zwölf bis 14 Stunden durchschläft, ist normal. Sechs bis acht Stunden sind ein gesundes Mittelmaß, zwei Nickerchen über Tag ergänzen diesen Rhythmus. Bedenke, dass manche Kinder munterer sind als andere. Auch ein Aufwachen in der Nacht ist kein Grund zur Besorgnis. Säuglinge kann man auf den Arm nehmen und beruhigen, um das Wiedereinschlafen zu unterstützen. Stellst du bei deinem Kind deutliche Auffälligkeiten fest, solltest du zunächst organische Ursachen wie Krämpfe oder Probleme mit der Atmung ärztlich ausschließen lassen.

Schlafhygiene beginnt beim Umfeld

Ohne das Gefühl von Sicherheit wird niemand einschlafen wollen. Schlafhygiene für Kleinkinder beginnt also mit einem Bett, das diese Sicherheit vermittelt und das vor allem nur zum Schlafen genutzt wird. Ein Schlafsack oder eine Puckdecke (Einschlagdecke) unterstützen das Gefühl von Geborgenheit. Damit dein Kind so „verpackt“ nicht schwitzt, darf das Kinderzimmer nur mäßig beheizt sein. Ist das Bett tagsüber der Spielplatz, fällt das Umschalten schwer. Ein Einschlafen im gemeinsamen Eltern-Kind(er)-Bett (mit anschließendem Hinübertragen ins eigene Bett) kann eine gute Lösung sein, zumindest für eine Übergangszeit. Dass Fernseher, Computer, Tablet und Smartphone dann auch aus dem gemeinsamen Schlafzimmer verbannt werden müssen, dürfte sich von selbst verstehen.

Rituale erleichtern das Einschlafen

Vor allem bei Kleinkindern deuten sich Widerstände gegen das Schlafengehen schon am frühen Abend an. Das tun die Kinder nicht aus bösem Willen, sondern es ist ein Ausdruck von Verlust- und Trennungsängsten. Ein abendliches Ritual – Umziehen, Waschen und Zähneputzen, Gute-Nacht-Geschichte und eben auch das Schlaflied – sind bekanntermaßen wichtig. Oft vergessen wird aber ein ähnlicher Ablauf am Morgen. Auch wenn die Routine vielleicht durch Kita, Schule und Beruf der Eltern effizient ablaufen muss, solltest du deinem Kind einen stressfreies Start in den Tag ermöglichen. Ansonsten kann die (unbewusste) Angst vor dem Morgen das Einschlafen am Abend verhindern.

Ausgewogene Kost und Schlafhormone

Nicht nur Stress stört unseren Schlaf, auch ungesunde Lebensmittel rächen sich über Nacht. Generell soll die Ernährung ausgewogen sein. Haferflocken sind nicht nur sättigend, sie enthalten auch das Schlafhormon Melatonin. Auch Tryptophan gilt als schlaffördernd – da es in Bananen und Quark enthalten ist, bietet sich ein entsprechendes Dessert zum Abend ebenso an wie Porridge mit Banane.

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