Orthopädische Fußversorgung bei Kindern: Das sollten Eltern wissen

Für gesunde Kinderfüße zu sorgen ist eine Investition in die Zukunft. Frühzeitig Probleme erkennen und beheben ist dabei entscheidend. Kinderfüße können in ihrer Entwicklung noch beeinflusst werden, bei fertig ausgebildeten Füßen ist das nicht mehr so einfach möglich. Wir bieten dir einen Überblick, wie du auf Auffälligkeiten der Füße deiner Kinder reagieren kannst und welche Schritte und Konsequenzen in Betracht gezogen werden sollten.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Prinzipiell sind die meisten Kinderfüße bei der Geburt gesund. In 98 Prozent der Fälle ist das so. Wenige Fehlstellungen sind angeboren.

Der Sichelfuß ist eine der häufigsten angeborenen Fehlstellungen. Dabei handelt sich es um eine sichelförmige Biegung der Innenseite des vorderen Fußabschnittes ab dem großen Zeh, die aber in den meisten Fällen mit Übungen behoben werden kann. Ansonsten gilt – Vorsorge ist besser als Nachsorge und Vorsorge fängt bei folgenden Punkten an:

  • Viel Barfuß gehen! Das hilft den Füßen bei der richtigen Entwicklung. Es fördert eine kräftige Fußmuskulatur und ein stabiles Fußgewölbe.
  • Dränge dein Kind nicht in der Entwicklung. Erzwungenes, frühzeitiges Gehen ist nicht optimal für die langfristige Entwicklung der Füße. Dein Kind sollte das Laufen ohne Unterstützung lernen, denn die Qualität verbessert sich dadurch. Ein Kind braucht keine Lauflernschuhe, um Laufen zu lernen. Barfuß die Welt zu erkunden ist die richtige Wahl.
  • Wenn Schuhe getragen werden, darauf achten, dass sie nicht zu klein ausfallen. Immer vom Fachhandel beraten lassen und Schuhe in der richtigen Größe kaufen.
  • Wer rastet, der rostet. Wenn die Füße viel belastet werden, ist das gut so. Mangelnde Bewegung und daraus resultierende Krankheiten wie Adipositas sind Gift für wachsende Füße.
  • Fußgymnastik ist eine tolle Vorsorge. Sie kann mit dem Spiel verbunden werden. Zum Beispiel das Gehen auf Zehenspitzen, Balancieren, Mal- oder Ballspiele mit den Füßen, etc.
  • Fußhygiene ist wichtig. Fußpflege, Eincremen und Massieren unterstützt die Fußgesundheit.

Wann ist es eine Auffälligkeit?

Manchmal ist es schwer zu beurteilen, ob Kinder einfach nur einen Schlendrian im Gang haben oder ob etwas weh tut. Kinder selbst haben oft Schwierigkeiten, Schmerzen oder Unwohlsein zu beschreiben, deshalb ist das Beobachten der Eltern besonders wichtig.

Folgende Auffälligkeiten sollten genauer im Auge behalten werden:

  • Das Kind klagt oft über Fußschmerzen.
  • Du beobachtest einen unsicheren Gang oder häufiges Stolpern bei deinem Nachwuchs.
  • Eine schlechte Körperhaltung kann ein Anzeichen für Probleme mit den Füßen (und Schuhen) sein.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Wie Erwachsene haben auch Kinder im Fußskelett 26 Knochen und über 33 Gelenke, die von über 100 Bändern zusammengehalten werden. Allerdings ist das Fußskelett bei Babys und Kleinkindern äußerst weich und beweglich, die meisten Knochen sind noch knorpelig. Das ändert sich im Alter von etwa 7 Jahren.

Im Alter zwischen 12 und 15 Jahren ist der Fuß ausgewachsen. Die meisten Fehlstellungen, die in jungen Jahren auftreten, sind unproblematisch und verschwinden im Lauf der Zeit von selbst. Einige sollten allerdings beobachtet werden, da sie auf lange Sicht den Bewegungsapparat schädigen können.

Hier ein Überblick über die häufigsten Fehlstellungen, die bei Kinderfüßen vorkommen können:

  • Der Plattfuß – ein abgeflachtes Fußgewölbe, bei dem der Fuß nach innen einknickt. Damit sind Schmerzen bei der Belastung des Fußes verbunden. Der Plattfuß wird auch Knick-Senkfuß genannt.
  • Der Hohlfuß – das Fußlängsgewölbe zieht sich nach oben, der Rücken des Fußes liegt höher als normalerweise und die Zehen krallen sich zusammen.
  • Beim Hackenfuß sind Vorfuß und Zehen zum Schienbein hin ausgerichtet, während die Muskulatur der Waden sich überdehnt. Das kann zu Schäden an Muskeln, Knochen und Gelenken führen.
  • Der Spreizfuß – durch Auseinanderbewegen der Mittelfußknochen wird der Fuß in diesem Bereich breiter, wodurch nach und nach die Gelenke der Zehen und Bänder überlastet werden.
  • Der Spitzfuß kann (selten) angeboren oder (häufiger) entwickelt vorkommen und resultiert in einer hochgestellten Ferse – nur der Fußballen berührt den Boden.

Tipp: Aufmerksame Eltern sollten Füße und Gangbild des Kindes in regelmäßigen Abständen von einem Orthopäden untersuchen lassen. So können Fehlstellungen auf lange Sicht vermieden werden. In den ersten Jahren sind vermeintliche Fehlstellungen, beispielsweise ein Plattfuß, sehr häufig und stören ein Kleinkind nicht. Andere Fehlstellungen hingegen, wie der Klumpfuß, sollten behandelt werden.

Bei Fehlstellungen wie Sichel- oder Spitzfuß ist eine orthopädische Beobachtung sinnvoll, meist reicht aber ein ablaufender Reifungsprozess mit viel Barfußgehen aus, um das Problem auf natürliche Weise zu beheben. Im Alter von sechs oder sieben Jahren solltest du dich an einen Facharzt wenden, um eventuelle Unsicherheiten abzuklären.

Kinderschuhe mit Bedacht auswählen

Ein Kinderfuß wächst etwa 1 Millimeter pro Monat. Das heißt, Kinderschuhe müssen regelmäßig erneuert werden. Besonders im Alter von drei bis sechseinhalb Jahren sollte die Passform der Kinderschuhe regelmäßig – etwa alle vier Monate – geprüft werden. So stellt man fest, ob ein Kinderschuh immer noch passt:

  • Der Schuh hat ausreichend Spielraum. Fast nichts ist schlimmer als zu kleine Schuhe. Mindestens 12 Millimeter bis maximal 17 Millimeter Spielraum sind optimal.
  • Die Schuhe sollten weich und flexibel sein.

Wenn es an den Schuhkauf geht kannst du dich an folgenden Richtlinien orientieren:

  • Einfach an der Größenangabe des Herstellers zu orientieren funktioniert nur selten. Füße sind sehr komplex. Nicht nur die Länge ist entscheidend, auch die Breite. Deshalb bieten Schuhhersteller für viele Modelle auch schmal (s), mittel (m) und weit (w) an.
  • Kinderschuhe sollten im Fachhandel bezogen werden. Hier wird Wert auf hochwertige, atmungsaktive Materialien und Kauf durch das Kinderfuß-Messsystem WMS, ein von Orthopäden entwickeltes System, gelegt. Die WMS Lizenz wird nur an qualifizierte, hochwertige Kinderschuh-Marken vergeben. Lassen Sie sich auch beim Online-Kauf von Kinderschuhen von Experten beraten und stellen Sie vorab Fragen.
  • Rutschfeste, weiche, glatte Sohlen sind je nach Alter und Aktivität ebenso in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Hochwertige, atmungsaktive Materialien, wasserfeste Schuhe für den Outdoor Bereich und Schadstofffreiheit müssen sichergestellt werden. Ein sicherer Verschluss für guten Halt ist wichtig.
  • Wenn ein Schuh anprobiert wird, sollte das am Nachmittag geschehen. Die Füße schwellen über den Tag etwas an. So bist du auf der sicheren Seite, dass der Schuh deines Kindes später nicht zu eng ist.

Fazit – Barfuß ist unschlagbar

Wenn schon ein Kinderschuh, dann hochwertig und in richtiger Größe, vom Fachbetrieb oder Online-Fachhandel. Barfuß ist immer die beste Wahl, auch Kindersocken mit Laufnoppen tragen zum gesunden Gehen bei. Beobachte die Füße deiner Kinder und checke Schuhe regelmäßig bezüglich Größe und Abnutzung. In jungen Jahren in hochwertige Schuhe zu investieren, zahlt sich Jahre später in Form von gesunden Füßen aus. Im Zweifel ist der Gang zum Orthopäden niemals falsch. Sicher ist sicher!

Bild: Bigstockphoto.com / Kunlathida

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