Intelligent Geld anlegen für Kinder und Enkel

Du willst deinen Kindern einen finanziell abgesicherten Start ins Erwachsenwerden ermöglichen oder für entstehende Kosten vorsorgen? Immerhin kostet ein Kind bis zum 18. Lebensjahr nach Berechnungen des statistischen Bundesamtes rund 130.000 Euro. Größere Posten wie Führerschein, Auto und Unterstützung im Studium fallen oft erst danach an. Aber lohnt das Sparen für Kinder und Enkel angesichts minimaler Zinsen überhaupt noch?

Börse für Kids und Teens: oder... wenn ich das damals schon gewusst hätte
  • Groß, Oliver (Autor)
  • 131 Seiten - 22.06.2020 (Veröffentlichungsdatum) - Independently published (Herausgeber)

Der Inflation ein Schnippchen schlagen

Die Gegenfrage sei erlaubt: Was ist die Alternative? Gerade wenn die Zinsen niedrig sind, muss Vermögensaufbau so früh wie möglich beginnen und intelligent erfolgen, um ein ausgewogenes Verhältnis von Chancen und Risiken zu erreichen. Die Inflation ist dein größter Feind. Oma mag betonen, dass ein Brötchen früher zwei Pfennige gekostet hat, vergisst dabei aber, dass auch das Einkommen entsprechend gering war. Wenn du Geld für dich und die nächsten Generationen arbeiten lässt, musst du eine Rendite oberhalb der Inflationsrate erzielst, sonst verliert das Kapital an Kaufkraft. Dein Verbündeter ist der lange Anlagehorizont, zum Beispiel 18 Jahre von Geburt bis Volljährigkeit. Historisch betrachtet haben Aktienindizes wie der DAX oder der MSCI World eine durchschnittliche Rendite von rund 7 % pro Jahr erzielt. Die längste Verlustperiode betrug rund 13 Jahre – wer Aktien länger hielt, hatte stets einen Gewinn, auch wenn er zum ungünstigsten Zeitpunkt gekauft hat. Mit einer Auswahl von Zukunftstechnologien kannst du die Rendite vielleicht noch steigern. Künstliche Intelligenz, 5G-Aktien, Videospiele und Unterhaltungselektronik sowie nachhaltige Geldanlagen sind nur einige Beispiele.

Risiken absichern

Jeder Bauer weiß: Lege niemals alle Eier in einen Korb. Das Risiko von Einzelaktien kannst du vermeiden, indem du entsprechend ausgerichtete Fonds kaufst. Börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind kostengünstig und meist ebenso gut wie gemanagte Fonds. Die Corona-Pandemie zeigt aber, dass Kapitalmärkte auf breiter Front und in kürzester Zeit abstürzen können. Deshalb solltest du festverzinsliche Anlagen und Versicherungslösungen zur finanziellen Absicherung des Nachwuchses zumindest anteilig in Betracht ziehen. Der Vorteil einer Versicherung ist, dass der Sparprozess weiterläuft, wenn die Risikoperson (zum Beispiel Vater oder Großvater) unerwartet früh stirbt. Dafür sind allerdings Risikobeiträge zu entrichten, und die Aufteilung zwischen Spar- und Risikoanteil ist oft wenig transparent. Eine Alternative ist, Sparen und Absicherung zu trennen und beispielsweise eine günstige Risikolebensversicherung abzuschließen.

Einkommensgrenzen beachten

Wer Geldanlagen auf den Namen des Kindes bzw. Enkels laufen lässt, spart Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer) und darauf entfallenden Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Da funktioniert mit Einkünften bis zur Höhe des Grundfreibetrags zuzüglich der Pauschalbeträge für Kapitalerträge und Sonderausgaben – in der Summe aktuell (Stand 2020) 10.245 Euro. Selbst bei 7 % Rendite können mit einer Nichtveranlagungsbescheinigung des Finanzamts über 145.000 Euro steuerfrei angelegt werden.

Allerdings müssen gesetzlich krankenversicherte Eltern darauf achten, dass ein zu hohes Einkommen der Kinder die beitragsfreie Familienversicherung gefährdet. Derzeit beträgt die Grenze 455 Euro monatlich. Auch bei der staatlichen Ausbildungsförderung BAföG gibt es Beschränkungen: Bereits ab einem Vermögen des Kindes von 7.500 Euro wird der BAföG-Satz gekürzt. Die erlaubten Einkünfte sind je nach Art der Ausbildung unterschiedlich, für Studenten an Hochschulen gibt es beispielsweise einen Freibetrag von 400 Euro im Monat.

Wenn du dich aus steuerlichen Gründen für eine Anlage auf den Namen der Kinder oder Enkel entscheidest, denke bitte daran, dass sie mit Volljährigkeit frei über das Vermögen verfügen können. Du darfst weiter einzahlen, denn unter Verwandten sind hohe Schenkungen steuerfrei möglich. Ein Mitspracherecht bei der Verwendung hast du aber nicht.

Wichtiger Lerneffekt für Kinder

Das frühzeitige Sparen für Enkelkinder und Kinder mit Wertpapieren hat neben der wahrscheinlich langfristig besseren Rendite einen wichtigen Lerneffekt. Deutsche gelten als Aktienmuffel. In der Schule kommen Fragen der Kapitalanlage in aller Regel zu kurz. Beziehe deine Kinder deshalb in deine Anlagestrategie ein, sobald sie alt genug sind, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen oder solche Themen im Unterricht angerissen werden. Zeige ihnen, dass Investitionen an der Börse langfristig gedacht sind und man sich durch kurzfristige Rückschläge nicht vom Kurs abbringen lassen darf. Vielleicht gibt es sogar die Möglichkeit, die Kinder an der Fondsauswahl zu beteiligen: Wo sehen sie Zukunftschancen? In erneuerbaren Energien, Klimaschutz, Mobilfunk, Cloudspeichern oder Streamingdiensten? Freue dich auf eine spannende Diskussion.

Bild: Bigstockphoto.com / HannaKuprevich

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