Mittelalter

Frühmittelalter: Merowinger und Karolinger

Als fränkisches Königsgeschlecht traten die Merowinger erstmals unter ihrem König Chlodio um 425 n. Chr. und unter ihrem Namensgeber Merowech etwa 30 Jahre später in Erscheinung. Dem wichtigsten Herrscher der Merowinger, König Chlodwig I., gelang es 486 n. Chr., nach einer Auseinandersetzung mit dem römischen Statthalter der Provinz Gallien, die Römer zu besiegen und aus Gallien zu vertreiben. Daraufhin wurde Paris zum Mittelpunkt seiner Herrschaft. In der Folge gelang es ihm zunächst, die Alemannen und dann die Westgoten zu besiegen und nach der Vereinigung vieler kleiner Königtümer das Fränkische Reich zu erschaffen. Nach Chlodwigs Tod im Jahr 511 wurde das Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Dies führte zu Konflikten und Brüderkämpfen. Dennoch gelang es den Merowingern, Siege gegen die Thüringer und Burgunder einzufahren und sich einen Zugang zum Mittelmeer zu erkämpfen. Als problematisch erwies sich der Brauch, dass nach dem Tod des Herrschers, das Reich auf dessen Söhne aufgeteilt werden musste. Dies führte zu einer Zerstückelung und Gründung von kleinen Reichen. Diese Entwicklung konnte erst durch Chlothar II. 614 n. Chr. wieder teilweise rückgängig gemacht werden.

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  • Küntzel, Karolin (Autor)
  • 80 Seiten - 16.09.2019 (Veröffentlichungsdatum) - Circon Verlag GmbH (Herausgeber)

Immer wichtiger wurden die Hausmeier als Verwalter der Reiche. Durch ihren wachsenden Einfluss nahm auch die Macht der Merowinger ab und dem karolingischen Hausmeier Pippin gelang es schließlich, die Macht an sich zu reißen.

Der neue Herrscher Pippin II. konnte das Frankenreich 687 erneut einen, wobei sich jedoch die politische Macht eher Richtung Maas und Niederrhein verschob. Pippins Sohn Karl Martell besiegte die abtrünnigen Alemannen und Thüringer und brachte die Bayern in Abhängigkeit zu den Franken. Mit seinem Sieg über die Araber in der Schlacht von Tours und Poitiers 732 war Karl der erste Herrscher, der den Siegeszug der Araber und des Islams Einhalt gebieten konnte. Offiziell begann die karolingische Dynastie mit der Krönung Pippin des Jüngeren 751 n. Chr. Dafür versprachen die Karolinger im Gegenzug, den Schutz des Papstes zu übernehmen, der seine Zustimmung zur Krönung Pippins gab. Die Pippinsche Schenkung begründete den späteren Kirchenstaat.

Der wichtigste Herrscher der Karolinger war zweifellos Pippins Sohn Karl, der im Laufe seiner Herrschaft die Grenzen des Frankenreiches weit nach Osten ausdehnte. Zunächst führte er gegen die Sachsen von 772 bis 804 mehrere Kriege. Dann gelang es ihm, das Langobardenreich in Norditalien zu unterwerfen und die Slawen an den Osträndern des Reiches tributpflichtig zu machen. 788 wurde das Herzogtum Bayern endgültig dem Frankenreich einverleibt. Schließlich besiegte er die Awaren auf dem Gebiet des heutigen Österreichs und sicherte sich im Konflikt mit den Arabern eine spanische Grenzprovinz. Die Expansionen Karls machten ihn zum mächtigsten Herrscher des christlichen Abendlandes und 800 wurde er schließlich durch Leo III. in Rom zum Kaiser gekrönt. Karl der Große wird heute wegen seiner Leistungen im Bezug auf die Reichseinigung auch als Vater Europas bezeichnet, obwohl bereits wenige Jahrzehnte nach Karls Tod das Frankenreich durch innere Rivalitäten zerfallen war. Wie schon bei den Merowingern lag dies an der Praxis, das Reichsgebiet auf die direkten männlichen Nachkommen aufzuteilen. Im Falle Karl des Großen trug die Aufteilung des Frankenreiches zur Gründung eines östlichen Reiches bei, aus dem sich später die Gebiete des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation entwickeln sollten.

Hochmittelalter: Ottonen, Salier und Staufer

Nachdem es den Karolingern nicht mehr gelang, das Reich gegen die Einfälle der Ungarn und Normannen zu beschützen, büßte das Herrschaftsgeschlecht deutlich an Macht ein. Im Gegensatz dazu sahen sich die Stammesherzöge gestärkt und wählten den sächsischen Herzog Heinrich im Jahr 919 zum König. Damit begründete Heinrich die Ottonendynastie, die über ein Jahrhundert die Königswürde innehaben sollte. Heinrich gelang es, die Zentralgewalt gegenüber den Stammesfürsten zu stärken und die Grenze gegen die Ungarn erfolgreich zu sichern. Heinrichs Sohn Otto konnte die Ungarn schließlich in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 endgültig besiegen und sich somit das Wohlwollen des Papstes sichern. Nachdem dieser die besondere Tradition von Rom und dem Frankenreich erneut aufleben ließ, wurde Otto 962 vom Papst zum Kaiser gekrönt. Ottos Söhne und Enkelsöhne Otto II. und Otto III. trieben die Christianisierung des Reiches weiter voran und stabilisierten die Macht der Ottonen. Der letzte der Ottonenherrscher, Heinrich II., erzielte beachtliche Erfolge in Italien, starb jedoch kinderlos, womit die Herrschaft der Ottonen beendet war.

Auf die Ottonen folgten die Salier, denen es unter Konrad II. gelang, Burgund wieder an das Reich anzuschließen und somit die Verbindung nach Italien zu sichern. Konrads Sohn Heinrich III. weitete den Einfluss des Reiches auf Ungarn und Böhmen aus und setzte nicht weniger als drei Päpste ab. Dieses Unterfangen schwächte jedoch seine Position unter den Fürsten. In der Folge musste sich Heinrich IV. gegen einen Gegenkönig bewähren und konnte sich erst 1080 gegen die Fürstenopposition durchsetzen. Hinzu kam die Auseinandersetzung um die Vormachtstellung im Reich. Der Konflikt zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, der sich im Streit zwischen Papst und Kaiser personifizierte, gipfelte letztendlich in Heinrichs Bußgang nach Canossa.

Nachdem der letzte salische König kinderlos starb, wurde zunächst ein Sachse zum König gewählt, ehe der Staufer Konrad III. 1138 die deutsche Krone erlangte. Dessen Sohn, Friedrich I. Barbarossa, sollte einer der wichtigsten Herrscher des Mittelalters werden. Im Verlauf seiner Herrschaft musste er sich immer wieder mit Aufständen in Norditalien sowie mit den Welfen in Deutschland auseinandersetzen. Diese wurden von seinem Hauptrivalen Heinrich dem Löwen angeführt. Barbarossa errang viele militärische Erfolge, doch war es ihm nicht vergönnt, auf Dauer in Frieden zu herrschen. Während des Dritten Kreuzzuges starb Friedrich I tragischerweise, als er in einem Fluss in Kleinasien badete.

Nach Friedrichs Tod kam das Reich nicht zur Ruhe. 1198 kam es sogar zur Doppelwahl eines staufischen und eines welfischen Königs. Erst Friedrich II. stabilisierte während seiner 40-jährigen Regierungszeit das Reich. Die staufische Dynastie fand ihr jähes Ende, nachdem Friedrichs Enkelsohn Konradin durch einen Nebenbuhler in einer Schlacht geschlagen und schließlich hingerichtet wurde.

Spätmittelalter

Allgemein bezeichnet der Begriff des Spätmittelalters den Zeitraum von 1250 bis 1500 Europa. Das Spätmittealter wurde vor allem durch den Verfall der Gewalten, die Herausbildung von selbstständigen Territorien in Deutschland und damit einer zunehmenden Bedeutung nationaler Königtümer geprägt. All das führte im Umkehrschluss zu einem Bedeutungsverlust der Kaiserkrone im Heiligen Römischen Reich. Die feudale Ordnung verlor in dieser Zeit erheblich an Bedeutung. Gleichzeitig etablierte sich das Prinzip der Zentralverwaltung mit fest angestellten Beamten.

Die Wahl zum deutschen König oblag den sieben bedeutendsten Kurfürsten im Reich. Hierzu gehörten die Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen, der Pfalzgraf bei Rhein sowie der Markgraf von Brandenburg. Zugeständnisse an die Kurfürsten, mit denen letztlich ihre Stimme erkauft wurde, waren an der Tagesordnung. Somit war mit dem bestehenden Wahlrecht eine erhebliche Stärkung der Macht der Kurfürsten verbunden. Im Verlauf der Zeit versuchten die Könige jedoch mehr und mehr ihre eigene Macht zu stärken, indem sie selbst Hausbesitz erwarben. Insgesamt beschränkte sich die königliche Gewalt zunehmend auf das Gebiet Deutschlands, sodass das Heilige Römische Reich den Namenszusatz „deutscher Nation“ erhielt.

Um 1300 herum traten massive Hungersnöte auf, die in Verbindung mit dem Erscheinen der Pest dazu führten, dass sich die Bevölkerung in Europa fast halbierte. In Frankreich und in England kam es zu Bürgerkriegen und sozialen Erhebungen. Die Kreuzzüge hatten den Islam nicht aufhalten können. Der größte Verlierer des fast 200 Jahre andauernden Konfliktes mit den Arabern war das Rittertum, das stark an Einfluss verloren hatten. Auch das Papsttum musste eine herbe Niederlage einstecken. Durch das Schisma 1054 kam es zur Aufspaltung in eine lateinische und eine griechische Kirche. All diese Ereignisse führten dazu, dass Historiker das Spätmittelalter als eine sehr krisenbehaftete Zeit einstufen. Von einem dunklen Zeitalter zu sprechen, ist jedoch weit verfehlt. Es gab auch erhebliche wissenschaftliche Fortschritte zu vermelden. Mit der Erfindung des Buchdruckes wurde die Grundlage für spätere Entwicklungen, wie etwa der Reformation gelegt. Die Wiederentdeckung antiker Texte aus Rom und des alten Griechenlands leitete schließlich das Zeitalter der Renaissance ein. Die Entdeckung Amerikas hätte nicht stattfinden können ohne die großen Fortschritte im Bereich Schiffsbau- und Navigation. Gerade die Seefahrt führte dabei zu einer wirtschaftlichen Expansion. Es entstand ein ausgeprägter Handel in Richtung Osten und zwischen den Mächten Europas. Die italienischen Seefahrerstädte wie Venedig und Genua blühten dank ihres Handels mit Lebensmitteln und Kleidung auf. Spezialisierte Märkte entstanden ebenso wie Messen, die Menschen aus allen Teilen Europas anlockten. Besonders bedeutsam waren die Jahrmärkte in Frankreich. Diese schufen als Treffpunkt vieler Kaufleute aus Europa und dem Nahen Osten eine erste Form von Handelsnetzwerk in Europa.

Handelsinteressen sorgten auch für die Gründung der größten Vereinigung des Mittelalters mit wirtschaftspolitischem Anspruch: der Hanse. Sie wurde 1254 gegründet und erreichte schnell eine vorherrschende Position im Wirtschaftsraum der Nord- und Ostsee, die auch mit Waffengewalt verteidigte wurde.

Bild: Bigstockphoto.com / Sensay

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