Stressfrei spielen ohne Lärm: Schallschutz in der Kita

Kinder zum leisen Spielen anzuhalten, ist wie die Aufsicht über den sprichwörtlichen Sack Flöhe. Aber fraglos ist Lärm in der Kita oder im Kindergarten eine Belastung. Einerseits für die Kinder selbst, andererseits aber auch für die dort tätigen Erzieherinnen und Erzieher. Deshalb beschäftigen sich der Gesetzgeber und die gesetzliche Unfallversicherung mit dem Schallschutz in der Kita. Zu beachten sind insbesondere die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR 3.7 Lärm), DIN 18041 (Hörsamkeit in Räumen), DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau) und die Unfallverhütungsvorschrift DGUV 82 für Kindertageseinrichtungen.

Spielerische Sprachförderung leichtgemacht: Trickkiste mit lustigen Sprachspielen &...
  • Ewerling, Anita (Autor)
  • 113 Seiten - 02.11.2019 (Veröffentlichungsdatum) - Independently published (Herausgeber)

Vermeiden von Nachhall ist oberstes Ziel

Vielleicht denkt man bei Lärm in der Kita zunächst nur an Kinder, die sich im Eifer des Spiels auch einmal lautstark unterhalten. Es gibt aber zahlreiche sogenannte sekundäre Lärmquellen, die sich nicht immer abstellen lassen. Elektronisches Spielzeug gibt Geräusche von sich, oft in unangenehmen Frequenzbereichen. Heizung und Lüftung sorgen für ein ständiges Hintergrundrauschen. Stühle und Tische werden lautstark über den Fußboden gerückt. Besonders unangenehm ist die Eigenschaft von Lärm, sich hochzuschaukeln. Während der erste Sprecher vielleicht nur eine sekundäre Lärmquelle übertönen will, muss der zweite schon lauter werden, um sich verständlich zu machen. Harte Wände und Decken sowie besonders Glas führen dazu, dass der Schall reflektiert wird und ein erheblicher Nachhall entsteht.

Ohne bauliche Maßnahmen zur Raumakustik, zum Beispiel Schallschutz-Paneele oder Deckensegel, ist ein viel zu hoher Schallpegel vorprogrammiert. Kopfschmerzen, hoher Blutdruck und Herzfrequenz sowie bei starkem Lärm Gehörschäden sind die Folge. Bei der Planung von Kitas spielt deshalb neben organisatorischen und pädagogischen Maßnahmen die bauliche Lärmprävention eine entscheidende Rolle. Die eingangs genannten Normen beschreiben in komplexen Formeln, welche Nachhallzeiten in Abhängigkeit vom Raumvolumen einzuhalten sind. Der Begriff Nachhallzeit ist übrigens keineswegs rein subjektiv, sondern es gibt eine klare Definition: Gemessen wird die Zeit, in der die Lautstärke um sechzig Dezibel gesunken ist. Zur besseren Vorstellung: Sechzig Dezibel ist der Unterschied zwischen Stille und einem normalen Gespräch oder einem Motorrasenmäher in zehn Metern Entfernung.

Darum ist Lärmschutz in der Kita besonders wichtig

Starker Lärm hat negative Folgen für die Gesundheit. Aber selbst, wenn die ständigen Geräusche unter der Schwelle zur Gesundheitsgefährdung bleiben, sind sie in der Kita besonders kritisch. Kleine Kinder befinden sich noch in der Phase des Spracherwerbs, müssen also gut zuhören und sich selbst verständlich machen können, damit das Erlernen der Sprache nicht gestört wird. Gleiches gilt für ältere Kinder mit Migrationshintergrund, die Deutsch als Fremdsprache erlernen. Kinder mit Hörbehinderungen, Störungen der Sprachverarbeitung, der Konzentrationsfähigkeit und mit Aufmerksamkeitsdefiziten werden ebenfalls durch Schall aus verschiedenen Richtungen wesentlich gestört. Hörhilfen sind bei langem Nachhall überfordert, pädagogische Konzepte scheitern an fehlender Ruhe. Schon unter dem Aspekt der Inklusion ist Lärmprävention also dringend geboten.

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