Hast du schon einmal einen Menschen kennengelernt, den du spontan einen Seelenverwandten oder gar Seelenzwilling genannt hast? Leider werden diese Worte inflationär gebraucht – gemeint ist eine beste Freundin oder ein bester Freund, mit dem du dich blind verstehst, deine Partnerin oder dein Partner, zu der oder zu dem du dich auch körperlich hingezogen fühlst. Es ist ein großes Glück, so einen Menschen, eine karmische Seelenpartnerschaft, gefunden zu haben. Aber mit dem Dualismus unserer Seelen hat das alles nichts zu tun.
- Sagehorn, Ricarda (Autor)
Wir sind nur eine Hälfte
Vielleicht kennst du das Gefühl, dass dir – trotz Zufriedenheit mit deinen äußeren Lebensumständen, trotz verständnisvoller Menschen um dich herum und trotz innerer Harmonie – etwas fehlt. Das mag daran liegen, dass das Universum dich noch nicht mit deinem Dualseelenpartner zusammengeführt hat, mit genau dem einzigen Menschen unter acht Milliarden, der das Passstück zu deiner Seele in sich trägt, den fehlenden Puzzlestein zu bedingungsloser Liebe. Wenn du diesen Menschen triffst, weißt du sofort, dass er es ist. Es ist ein seltsames Gefühl des Wiedererkennens, das sich kaum beschreiben lässt, wenn man es noch nicht selbst erlebt hat. Aber mit dem Treffen ist dein Weg des Suchens nicht zu Ende. Der Dualseelenprozess fängt gerade erst an, und er ist nicht einfach zu gehen.
Acht Phasen auf dem Weg zur Vollkommenheit
Vom Erkennen (Phase 1) bis zur vollkommenen Vereinigung (Phase 8) kennt der Dualseelenprozess Phasen, die nach dem Genießen (Phase 2) auch Verwirrung, Entfernung und Schmerz (Phasen 3 bis 5) beinhalten. Das mag auf den ersten Blick verwundern, ist aber völlig normal und wichtig für den Erfolg deiner Suchbewegung der Liebe. Die Macht der Gefühle, das Verlangen nach Nähe, die ständige Präsenz deiner Dualseele in deinen Gedanken und sogar im Traum kann belastend sein: Ist es richtig und gesund, so für einen Menschen zu empfinden? Was würde dann ein Verlust bedeuten? Das Gefühlschaos führt dazu, dass einer oder beide Teilseelen sich für getrennte Wege entscheiden.
Fragen und Lernen
In der Phase des Kontaktabbruchs und des Trennungsschmerzes kann ein Life Coach dir helfen, deine Hausaufgaben zu machen und an dir selbst zu arbeiten. Er hilft, euch – oder einen von euch – in die Phase 6 zu bringen, das Verstehen eurer Aufgaben, das Lernen aus eurer Begegnung und vor allem aus der (vorübergehenden) Trennung. Wer loslässt, bekommt dadurch die Gelegenheit, mit sich selbst ins Reine zu kommen, innere Blockaden zu lösen, überholte Glaubenssätze zu verwerfen, Herausforderungen anzunehmen und – ganz wichtig – sich selbst zu lieben. Denn nur, wer seinen eigenen Teil der Dualseele liebt, wird auch die vermisste Hälfte vollständig annehmen können. Oft haben beide Seelenpartner ähnliche Aufgaben, aber das Lerntempo kann sich erheblich unterscheiden. Versucht also nicht, die erneute Annäherung (Phase 7) krampfhaft und zu früh herbeizuführen.
Phase 8 nach vielen Schleifen
Der Dualseele letzte Phase, die Vereinigung, wird treffend auch als Tauschphase bezeichnet. Gemeint ist damit ein Rollentausch der beiden Beteiligten, weil sie gelernt haben, Dinge aus der jeweils anderen Perspektive zu sehen. Phase 8 ist aber nicht die automatische Konsequenz, nachdem du die vorherigen sieben Phasen durchgemacht und überwunden hast. Vielmehr ist oft ein iterativer Prozess, ein mehrfaches Durchlaufen der Zeit von Verwirrung, Trennung, Lernen und Annäherung erforderlich, bis die komplette Verschmelzung der Dualseelen erreicht wird. Erst wenn beide Dualseelenhälften ihren Lernprozess abgeschlossen haben, wenn sie aus eigener Kraft so stark gereift sind, dass sie ihr Pendant vollständig ergänzen, ist der Suchprozess abgeschlossen und die Vereinigung vollkommen. Du bist angekommen an dem Punkt im Leben, den du dir immer schon – bewusst oder unbewusst – gewünscht hast.
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