Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit – zentrale Bausteine der kindlichen Persönlichkeitsentwicklung

Nein, Lukas will den Tisch nicht abräumen. Gestern nicht, heute nicht und aller Wahrscheinlichkeit nach morgen auch nicht. Jeden Abend nach der gemeinsamen Mahlzeit führen benutztes Geschirr und Essensreste zu regen Diskussionen. Lukas hat keinen Bock – irgendwie ist das verständlich, andererseits sind die Eltern der Meinung, dass es doch nicht so schwer sein kann, mal Verantwortung zu übernehmen und Gemeinschaftssinn zu entwickeln. Ist es aber doch. Begriffe wie Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit sind zentrale Bestandteile der kindlichen Persönlichkeitsentwicklung. Aber sie verankern sich nicht einfach irgendwann von selbst, sondern sie müssen vermittelt werden. Je früher man damit anfängt, umso besser.

Die Entwicklung von Eigenverantwortlichkeit beinhaltet die Entwicklung von Selbstständigkeit, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Dabei gilt es, dem Kind ein gewisses Maß an Freiräumen zu überlassen – nur so können die Folgen des eigenen Handelns auch als solche begriffen werden. Das schließt den Umgang mit Frustration mit ein. Schließlich klappt im späteren Leben auch nicht alles beim ersten Versuch. Aber vor allem Motivation gehört dazu, wenn eigenverantwortliches Handeln erlernt werden soll. Anerkennung und Lob sind wichtig, Demotivation sollte vermieden werden. Noch wichtiger ist, dem Kind zu zeigen, dass man ihm vertraut, dass man ihm zutraut, diese oder jene Aufgabe zu erledigen. Zum Thema Eigenverantwortlichkeit gehört natürlich auch, dass ein Kind das Entscheiden lernt. Offene Fragen à la „Was machen wir denn heute mal?“ sind dabei mitunter wenig hilfreich. Eltern kennen das nur zu gut: Entweder der Sprössling will alles auf einmal oder gerade das, worauf die Eltern nun gar keine Lust haben. Besser man konfrontiert das Kind mit zwei, drei Alternativen, aus denen es wählen kann.

Regeln als Grundlage des Zusammenlebens

Gemeinschaftsfähigkeit bedeutet, dass Kinder Respekt füreinander und gegenüber anderen Menschen entwickeln. Helfen, Teilen, Höflichkeit und Gewaltlosigkeit sind zentrale Bausteine dieses Teils der Persönlichkeitsentwicklung. Aber auch eine gesunde Streitkultur ist Bestandteil der Gemeinschaftsfähigkeit. Das Kind sollte einerseits lernen, andere Meinungen zu akzeptieren, andererseits aber auch hin und wieder die eigene durchsetzen können. Bei all dem spielt die Vorbildfunktion der Eltern eine große Rolle, denn Kinder übernehmen nur zu gerne deren Handlungsmuster – vor allem die schlechten. Und nicht zuletzt müssen Kinder lernen, Grenzen zu akzeptieren und zu verstehen, dass ein Mindestmaß von gesellschaftlichen Grenzen und Regeln ein Zusammenleben möglich macht.

All diese Faktoren, die zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen, haben auch Einfluss auf das äußerliche Erscheinungsbild des Heranwachsenden. Ein schüchterner Mensch wird nicht durch ein extrovertiertes Auftreten und bunte Kleider auffallen. Die Entwicklung vollzieht sich innerlich und äußerlich und man nähert sich so langsam seinem eigenen Stil an.

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