Ein demokratischer Erziehungsstil ist der kleinstmögliche Nenner einer gleichberechtigten Gesellschaftsordnung. Kinder, die in einem Haushalt leben, der sich diesem Erziehungstypus verschrieben hat, erfahren schon früh was Verantwortung bedeutet. Jedes Familienmitglied ist gleichberechtigt, für das persönliche Recht einzutreten. Vorhaben werden nicht einfach von den Eltern oder nur einem Elternteil beschlossen. Geht es beispielweise um die Urlaubsplanung, tagt, nach politischem Vorbild, der Familienrat. Die Entscheidungen desselben sind nur gültig, sind auch tatsächlich alle Personen anwesend, die zur Familie gehören. Jeder darf und soll die eigene Meinung Kund tun und mit Argumenten versuchen den anderen zu überzeugen. Letztendlich wird per Handzeichen abgestimmt. Herrscht Stimmengleichstand, muss ein Kompromiss gefunden werden, dem beide Parteien zustimmen können.
- Schmied, Emma (Autor)
Gewaltfrei und sachlich
Der demokratische verlangt von Eltern einen höheren Zeitaufwand als der autoritäre Erziehungsstil. Die Kinder werden nicht einfach mit von ihnen hinzunehmenden Fakten konfrontiert, sondern es gilt mitunter zähe Verhandlungen zu führen. Speziell wenn es um Bestrafungen geht, muss sich auf ein langwieriges Ringen eingestellt werden. Denn obwohl ein demokratischer Erziehungsstil der Definition folgt, dass der Wille eines jeden Familienmitglieds zu beachten ist, sollten dennoch Grenze gesetzt werden. Hat das Kind etwas angestellt, berät die versammelte Familie über eine angemessene Strafe. Dabei genießt auch die betroffene Person ein Stimmrecht. Vorrangig geht es darum, dass in den gemeinsamen Gesprächen auch eine Einsicht bezüglich der Strafe erwirkt wird. Selbstverständlich ist die Prügelstrafe davon ausgenommen. Sie lässt sich nicht mit dem toleranten und gleichberechtigten Gedankengut dieser Erziehungsmethode vereinbaren. Demokratischer Erziehungsstil verlangt, dem anderen trotz aller emotionalen Verwicklungen aufmerksam zuzuhören, ihn oder sie aussprechen zu lassen und dennoch für sich selbst zu beanspruchen, eine Meinung vertreten zu dürfen.
Vor- und Nachteile der demokratischen Erziehung
Langwierige und im Verbalen harte Verhandlungen können das Nervenkostüm aller Beteiligten stark beanspruchen. Es wird für Sie als Mutter oder Vater nicht immer leicht sein, ruhig zu bleiben und nicht der Versuchung zu erliegen, die Macht des sogenannten längeren Hebels auszunutzen. Haben die Sprösslinge das Jugendalter erreicht, sieht sich die Erziehungsmethode einer ersten Bewährungsprobe gegenüber. Wer allerdings lernt, Konflikte mit Gesprächen zu bereinigen, besitzt eine hohe Kommunikationskompetenz. Auch erfahren Kinder auf diese Weise was es heißt Verantwortung für das eigene Reden und Handeln zu übernehmen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert gleichzeitig das Verständnis für andere. Sich in eine Person, die nicht der gleichen Meinung ist wie man selbst, hineinzuversetzen und auch deren Ansichten gelten zu lassen, folgt einem urdemokratischen Prinzip. Kinder aus demokratisch agierenden Familien haben in der Regel viel Empathie und sind Andersdenkenden gegenüber toleranter.
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